DC mit Herz 2a

Habe ich Ihnen schon von meiner Schulzeit erzählt?

Ich war eine hundsmiserable Schülerin. Auf der Penne war ich vollkommen überfordert. Meine Freundin Marion (Name von der Redaktion geändert – also von mir) war das krasse Gegenteil. Sie hat immer alles sofort verstanden. Und nicht nur das! Sie konnte es anschließend allen erkären. – Also mir!

Hat aber auch nichts genützt. Differenzialrechnung. Integralrechnung. Ich könnte Ihnen heute noch nicht einmal mehr sagen, worum es dabei gegangen ist. Ich fürchte, damals wusste ich es auch nicht so genau.

Marion schon. Sie war toll und sie war ein echter Kumpel. Bei den Klassenarbeiten ließ sich mich immer abschreiben. Leider bin ich zum Futeln nicht geboren. Ich bin eher der Typ, der sich dreimal umschaut, ob der Lehrer guckt, bevor er auf das Blatt der Banknachbarin linst. Es dauerte also nicht lange, und Marion hatte so viele Aufgaben gelöst, dass ich mit dem Abpinnen nicht mehr hinterherkam. – Game over!

Natürlich könnte ich meine miserable Leistung auch auf die Fensterputzer zurückführen. Zumindest teilweise.

Sie kräuseln jetzt wahrscheinlich die Stirn. Nun ja, dann hole ich mal ein wenig weiter aus.

Ich war auf einer reinen Mädchenschule. Die einzigen Männer dort waren der Hausmeister (zu alt) und die Lehrer. Die Lehrer waren für mich tabu. Ich verknalle mich doch nicht in einen, der mir eine Fünf verpassen kann! Nee, lass mal!

Wenn man den ganzen Tag lang nur mit Mädchen und mit Tabu-Männern zusammen ist, dann schafft das ein gewisses emotionales Defizit. Und da kommen die Fensterputzer ins Spiel. Das waren ausnahmslos junge, gut gebaute Männer. Nun ja, wenn du draußen an den Fenstern herumturnst, dann musst du schon sportlich und schwindelfrei sein.

Auf alle Fälle war es mit der Konzentration vorbei, wenn die Jungs den Wischer und das Leder schwangen. War so ähnlich wie bei der Coca-Cola-Werbung mit dem Wahnsinnstypen, der sich da mit nacktem Oberkörper im Büro die Cola reinzieht.

Aber natürlich können die zwei Mal Fensterputzen im Jahr nicht für meine ganzjährig lausigen Leistungen herhalten.

Versuchen wir es also mit dem Sportplatz, der von unserem Klassenzimmer aus einsehbar war. Den Sportplatz benutzten auch die Schüler des Jungengymnasiums, das direkt neben unserem Mädchengymnasium lag. Nein, nicht direkt. Wir hatten einen Graben dazwischen. Mit Wasser und nur einer einzigen kleinen Brücke, die von beiden Schulleitungen misstrauisch beäugt wurde.

Irgendwann wurde der Schüleraustausch in der großen Pause der Obrigkeit wohl ein wenig zu rege. Abhilfe musste her. Gesagt, getan. Kurz darauf wurde die große Pause bei uns Mädchen nach hinten verlegt. Die Pausenzeiten der Jungen blieben bestehen.

Was also blieb uns noch? – Genau! Der Sportplatz.

Ich ging zu einer Zeit zur Schule, als die Sportbekleidung der Männer noch extrem frauenfreundlich war. Enge T-Shirts und sexy kurze, enge Hosen. Da wandert der Blick beim Hundert-Meter-Lauf automatisch von der Tafel weg aus dem Fenster hin zur Aschenbahn. Das kann mir doch keiner vorwerfen.

Aber vielleicht bin ich jetzt mal ehrlich und gebe zu, dass ich in den letzten zwei Schuljahren in einem Klassenzimmer saß, dessen Fenster den Blick auf den Eingangsbereich des Gebäudes freigaben. Da war nix mit jungen, sportlichen Männern, die mich abgelenkt hätten.

Schade!

 

Zuruck06

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